1. September, der erste Blick auf den Titicacasee war etwas enttäuschend, die Möhnetalsperre liegt schöner. Der Eindruck ändert sich aber mit einem Bootsausflug auf den See. Die Ausmaße des Sees sind gigantisch. Seine Fläche ist 15 Mal größer als die des Bodensees. Er liegt auf einer Höhe von 3810m und ist damit der höchstgelegene schiffbare See der Welt. Etwas über 60% der Fläche gehören zu Peru, der Rest zählt zu Bolivien.

Etwa 5km von Puno entfernt befindet sich ein Breiter Schilfgürtel im See. Hier lebte früher der indigene Volksstamm der Urus (span. Uros) auf selbstgebauten schwimmenden Schilfinseln. Die Inseln werden von den Nachfahren der Urus immer noch gebaut und gewartet. Es wohnen nur noch wenige hundert Menschen direkt auf den schwimmenden Inseln. Der größte Teil wird touristisch vermarktet.

35km und drei Bootsfahrstunden von Puno entfernt, befindet sich die Insel Taquile. Die ganze Insel besteht aus Terrassen, alle Wege sind mit kleinen, aus losen Steinen aufgeschichteten, Mauern eingefasst. Auf einem Gipfel befindet sich eine Freiluftkirche, die ebenfalls aus lose aufgeschichteten Steinen erbaut ist. Auf dem Rückweg vom Gipfel geraten wir in einen kleinen Schneeschauer.

Puno selbst hat keine touristischen Sehenswürdigkeiten, es ist aber ein netter Ort mit der üblichen Markthalle, einer Fußgängerzone und anscheinend mit Militärakademie für Jugendliche bzw. Kinder. Im Übrigen wird Wehrerziehung hier "groß geschrieben".

Von Puno aus unternehmen wir einen Ausflug nach Sillustani, einer Halbinsel am Umayosee. Auf dem Weg dorthin kommen wir an diversen kleinen Gehöften vorbei, die komplett von Mauern umgeben sind, schöne Halbbögeneingänge haben und Gebäude mit runden und eckigen Grundrissen aufweisen.

Die Halbinsel Sillustani liegt etwa 150m über dem Umayosee. Sie war  für die Colla-Kultur und auch hinterher für die Inkas eine heilige Stätte. Die Colla errichteten hier Grabtürme (Chullpas) für bedeutende Menschen. Mit beerdigt wurden Frauen, Kinder, Diener, Lamas. Die Inka übernahmen nach der Eroberung der Region diesen Brauch. Die Colla errichten Grabtürme aus unbehauenen Steinen. Die Chullpas der Inkas sind in gewohnter Weise perfekt bearbeitet. Bei der ganzen Anlage handelt es sich eher um Ruinen, aber die Lage von Sillustani im See ist fantastisch.

Wir sind jetzt den zehnten Tag in Puno, drei waren geplant. Britta muss eine Bronchitis auskurieren und ich habe mir eine Erkältung eingefangen. Das rührt wohl von diesem interessanten Klima her. Die Sonne knallt, es weht ein eisiger Wind, ohne Sonne ist es sehr kalt. Wir tragen Sonnenbrillen, Mützen als Sonnenschutz und gefütterte Jacken. Aber in Puno ist immer etwas los. Neben der Militärparade und einer größeren Kundgebung unter Polizeiaufsicht, gab es noch eine Prozession für die hiesige Schutzheilige. Bei dieser Prozession marschiert die Kapelle, die mit den hier üblichen Flöten Andenmusik spielt, voran. Dann kommen die Priester - sie gehen rückwärts, immer mit Blick auf die Schutzheilige. Dann folgt die Statue der Heiligen, die auf einem Gestell getragen wird, dahinter die Gemeinde der Gläubigen mit Kerzen in den Händen und schließlich die obligatorische Blaskapelle. Alle

15 oder 20 Meter wird angehalten und es wird gebetet und der Segen für die Stadt erfleht.

An unserem letzten Tag in Puno wurden wir dann noch von einem fröhlich-musikalischen Umzug unterschiedlicher Volkstanzgruppen in bunten Kostümen überrascht.

Zehn Tage Puno reichen. Wir haben beide noch einen starken Hustenreiz, die restlichen Symptome sind verschwunden. Darum beschließen wir langsam Richtung Bolivien zu fahren. Wir kommen uns vor, als hätten wir seit Wochen nicht mehr auf dem Rad gesessen, also suchen wir uns schon nach 21km in Chucuito eine Unterkunft. Der kleine Ort hat einiges zu bieten. Neben der Kirche Santo Domingo von 1534, sie ist die älteste des Altiplanos, befindet sich der phallische Tempel Inca Uyo. Zu sehen ist erst einmal nur eine rechteckige Mauerkonstruktion. Innerhalb des unscheinbaren Bauwerks befinden sich lauter steinerne Zylinder und Pilze.

An Chucuitos Hauptplatz finden vor einer weiteren Kirche zwei Open-Air-Hochzeiten statt. Zwei Kapellen spielen um die Wette, es stehen Unmengen an Bierkisten rum und man tanzt ausgelassen. Ebenso ausgelassen ist die Busch- und Baumgestaltung am Platz.

Die nächste Übernachtung machen wir in Llave, einem größeren Ort in dem sich der Markt weitläufig durch die Gassen zieht. Beeindruckend sind die Varianten an Popcorn, die in riesigen Säcken angeboten werden.

Nach einem Stop in Juli geht es weiter entlang des Titicacasees bis zum Grenzort Yunguyo. Die Landschaft wechselt von Steppe über kuriose Felsformationen bis hin zu weiten Sandstränden.