4. November, wir verlassen nach einem viertel Jahr Aufenthalt die hohen, trockenen Regionen und wechseln in heimatlich anmutende Gefilde. Morgens noch in der Wüste, bringt uns das Flugzeug in das 2.500km südlich gelegenere Puerto Montt. Die Farbe wechselt von beige in grün, der Himmel von blau in grau, die Luft von trocken in feucht. Die Hafenstadt hat knapp 250.000 Einwohner und ist das Verwaltungszentrum der Región de los Lagos (Seenland).

Nachdem uns Puerto Montt grau und regnerisch empfangen hat, starten wir bei Kaiserwetter unsere kleine Seenlandrundtour. Wir fahren die Küste entlang bis nach Caleta La Arena. Hier endet die Straße und wir setzen mit der Fähre nach Caleta Puelche über. Das Hinterland der Küstenstraße erinnert stark ans Allgäu.

Die kommenden zweieinhalb Tage führt eine passable Schotterpiste von Caleta Puelche über Puelo und Cochamó nach Ralún an einem herrlichen Fjord entlang. Die Vegetation ist üppig und wechselhaft. Das klare Wasser des Fjords ist leider durch Antibiotika verseucht, da hier im großen Stil Lachsfarmen angelegt sind.

Nächstes Etappenziel ist der Parque Nacional Vicente Pérez Rosales mit dem Lago Todos Los Santos. An der Straße und im Wald steht überall blühender Ginster. Es eröffnen sich an verschiedenen Stellen tolle Blicke auf den schneebedeckten Volcán Osorno. Am Tagesende fahren wir noch den Rio Petrohué hoch. Weiß schäumend donnert das sonst türkise Wasser ins Tal. Es empfängt uns ein leider noch geschlossener Nationalpark.

Da die Parkeinrichtungen geschlossen sind, lohnt auch kein Pausentag. Es geht weiter zum Lago Llanquihue. Wir radeln am Ostufer bei Ensenada beginnend nach Puerto Octay und dann nach Frutillar. Von überall ist der Volcán Osorno zu sehen. In Frutillar, einem nett herausgeputzten Badeort, bleiben wir zwei Nächte. Bei Kaffee, Kuchen und Eis lassen wir es uns gut gehen. Abends gibt es Folienkartoffeln und Grillwurst.

Am achten und letzten Tag unserer Seenlandrundreise, schaffen wir es gerade noch das Zelt trocken einzupacken. Es schüttet wie aus Kannen. An Puerto Varas fahren wir vorbei. Wir sausen mit leichtem Rückenwind über die Autobahn direkt nach Puerto Montt. Selbst in der regengewöhnten Hafenstadt stehen einige Straßen unter Wasser.

Die Gegend rund um den Lago Llanquihue und auch zum Teil Puerto Montt sind ehemaliges deutsches Siedlungsgebiet und man ist noch stolz auf seine Wurzeln.