1. Januar, Argentinien beginnt mit einem 6km langen Wanderpfad zum Lago del Desierto. Für den Weg benötigen wir vier Stunden. Es geht über Stock und Stein, durch Sumpf und steglose Gebirgsbäche. Alles ist matschig. Glücklicherweise sind wir zu sechs Radfahren und können uns gegenseitig helfen. Den See erreichen wir mit komplett eingematschten Rädern bei starkem Regen. Wir erhalten unseren Einreisestempel und die netten Grenzpolizisten organisieren uns noch eine Fährüberfahrt. Es regnet mittlerweile in Strömen und unsere kleine Gruppe übernachtet im Aufenthaltsraum eines Campingplatzes. 

Am nächsten Morgen fahren wir bei starkem Regen und 7°C los. Wir befinden uns im Parque Nacional Los Glaciares, die Landschaft ist laut Reiseführer traumhaft. Leider können wir die schroffen Berge und Gletscher nur erahnen, es ist zu nebelig. Kurz vor El Chaltén reißt der Himmel auf, die Sonne kann ihre Kraft entwickeln und wir erreichen den Ort, ein Wander- und Kletterparadies, gut durchgewärmt.

In El Chaltén bleiben wir drei Tage, vier Nächte. Den kompletten ersten Tag verbringen wir am Rechner, da nach Wochen ohne funktionierendes Internet diesbezüglich einiges angefallen ist. Den zweiten Tag unternehmen wir eine Wanderung und erleben die Bergwelt mit ihren imposanten Gipfeln bei bestem Wetter. Andere warteten auf so einen Tag schon seit einer Woche. Wir sehen den 3406m hohen Fitz Roy (benannt nach dem Kapitän von Charles Darwins Forschungsschiff) und die imposante 3128m hohe Felsnadel des Cerro Torre (benannt nach dem ersten Lowe-Rucksack).

Nach drei Nächten im  Zelt ziehen wir in ein Hostel um. Der Vorgartencampingplatz war plötzlich viel zu voll und da es nicht mehr regnete trieb der Wind allen Sand in die Zelte.

Am 6.Januar verlassen wir El Chaltén. Beim Blick zurück sieht man noch mal den Fitz Roy, die anderen Gipfel verstecken sich. Nach über 600km Piste haben wir nun wieder Asphalt unter den Reifen und für die ersten 90km Rückenwind. Wir sausen mit 30km/h durch Patagonien, dann biegen wir auf die Ruta 40 ab und es geht einstellig gegen den Wind. Wir radeln durch ein sehr karges argentinisches Patagonien. Die steppenähnliche Landschaft besteht weitgehend aus Sand, Steinen und wenigen kleinen, meist verdorrten Sträuchern. Trotzdem ist es nicht langweilig, wir sehen wieder Guanakos, ein Gürteltier und Nandus, sogar einen ganzen Nandukindergarten. Den Asphalt genießen wir, der typisch starke (Gegen-)Wind nervt. Nach drei Radtagen ohne Ortschaften erreichen wir El Calafate. 

El Calafate ist ein turbulenter Touristenort mit allem was das Herz begehrt. Nach Wochen der Abstinenz gibt es wieder Apfelsinensaft, Naturjoghurt sowie frisches Obst und Gemüse.  Wir unternehmen einen Busausflug zum Perito Moreno Gletscher. Die Gletscherfront ist bis zu 70m hoch und aus ihr brechen kontinuierlich, mit großem Getöse,  riesige Eisstücke ab.