25. September, nun geht es wieder Richtung Süden. Die Strecke bis Challapata auf der Bolivia 1 ist recht eintönig, aber wir mögen diese Weite ja.

Bei den Tieren auf dem Bild unten handelt es sich um Vicunas (lama vicugna), der kleinsten von vier Lamaarten.

In Challapata erfahren wir, dass die direkte Straße nach Uyuni, dem Hauptziel unserer gesamten Tour, neuerdings asphaltiert ist. Die Versuchung ist groß nur 200km statt 400km zu fahren, keine Steigungen, surrende Reifen auf neuem Asphalt. Wir entscheiden uns doch für den Umweg über Potosi. Für die 200km benötigen wir drei Tage. Da es an der Strecke keine Unterkünfte gibt, zelten wir. Der Umweg durch die Berge hat sich gelohnt. Er ist extrem abwechslungsreich. Am ersten Tag fahren wir durch meist gelbe Steppe, mit Büschen die zu kleinen Kegeln geformt sind. Zwischendurch sind immer wieder Lama- und Alpakaherden anzutreffen. Die Berge sind mal grau, grün dann wieder rot. Unsere erste Zeltnacht auf 4100hm ist windstill, das heißt, das Zelt kann nicht lüften und es ist am nächsten Morgen von innen total nass. Morgens wird es im Zelt von den ersten Sonnenstrahlen sehr warm, die der Sonne abgewandte Seite weist trotzdem noch eine Eisschicht auf.

 

Den zweiten Radfahrtag nach Potosi geht es kontinuierlich hoch und runter. Erst moderat, später heftiger. Die Aussichten sind grandios, die Berge haben wieder alle Farben, es gibt trockene Ebenen und einen Minicanyon. Der Abschluss ist nicht ganz so schön, ein alter Mann bedroht mich mit einer Steinschleuder, traut sich aber nicht wirklich zu schleudern. Britta, die etwas später den Alten passiert wird beschossen, glücklicher Weise aber nicht getroffen.

Die Abschlussetappe nach Potosi beginnt mit einem gewaltigen Ausblick auf einen großen, verzweigten Canyon. Leider bleibt es nicht bei dem Ausblick auf den Canyon, sondern wir sausen in einer langen Abfahrt 600hm in ihn hinunter und gleich darauf geht es bei starken Gegenwind und 8% Steigung auf der anderen Seite wieder hinauf. Oben angekommen schwindet der Sonnenschein, der Himmel wird dunkel und wir haben wahnsinnig Glück. Auf der Höhe befindet sich eine kleine Kapelle, in die wir es noch gerade schaffen. Dann bricht ein Hagelschauer los, gefolgt von starkem Regen. Nach anderthalb Stunden ist alles weiß und die Straße ist total glitschig. Wir fahren weiter, es geht wieder auf 3400hm hinab. Mittlerweile wird es schon dämmrig, es gibt weder Unterkunft noch eine Zeltmöglichkeit und nach Potosi sind es zwar nur noch 10km, aber auch 600hm zum Teil steil bergauf. Um 21:30 Uhr beziehen wir dann endlich ein Zimmer in einem netten Hostal, essen etwas und fallen nur so ins Bett.

Potosi befindet sich auf einer Höhe von knapp 4100m und wird überragt vom 4829m hohen Cerro Rico de Potosi aus dem vom 16. Jahrhundert bis heute 46.000 Tonnen Silber gefördert wurden. Noch heute graben private Mineros nach Zinn und Zink. Die selbst auferlegten Arbeitsbedingungen sollen schlimmer sein als unter der Knechtschaft der Spanier, während der bis zu 8 Millionen Indígena den Tod fanden.